Das Taschenmesser: Ein treuer Begleiter durch die Jahrhunderte
Von frühen Werkzeugen bis zum modernen Multifunktionsmesser - die Geschichte des Taschenmessers ist vielfältig und aufschlussreich.
Wichtige Aspekte zur Entwicklung des Taschenmessers
- Wurzeln reichen bis in die Steinzeit zurück
- Erste Klappmesser entstanden in der Antike
- Im Mittelalter wurde das Taschenmesser zum Alltagsgegenstand
- Technische Neuerungen prägten die Entwicklung
Definition und Bedeutung des Taschenmessers
Das Taschenmesser ist mehr als nur ein einfaches Werkzeug. Es verkörpert Vielseitigkeit und Praktikabilität und begleitet Menschen seit Jahrhunderten. Im Kern handelt es sich um ein kompaktes Messer mit einer oder mehreren Klingen, die sich in den Griff einklappen lassen. Diese Konstruktion macht es zu einem sicheren und tragbaren Alltagshelfer.
Die Bedeutung des Taschenmessers geht über seine Funktion hinaus. Es steht für Selbstständigkeit und Problemlösungskompetenz. Ob beim Camping, im Handwerk oder im Alltag - ein Taschenmesser zur Hand zu haben, vermittelt ein Gefühl von Bereitschaft.
Überblick über die historische Entwicklung
Die Geschichte des Taschenmessers ist eng mit der Kulturgeschichte der Menschheit verwoben. Von einfachen Steinwerkzeugen über römische Faltmesser bis hin zu den hochentwickelten Multifunktionsmessern unserer Zeit spannt sich ein Bogen der Evolution.
Bemerkenswert ist, wie sich das Taschenmesser den Bedürfnissen verschiedener Epochen anpasste. In der Antike diente es vorwiegend als Werkzeug und Waffe, im Mittelalter wurde es zum unverzichtbaren Begleiter von Handwerkern und Bauern. Die industrielle Revolution brachte schließlich eine Vielzahl von Neuerungen, die das Taschenmesser zu dem vielseitigen Instrument machten, das wir heute kennen.
Die Anfänge des Taschenmessers
Frühe Werkzeuge als Vorläufer
Die Wurzeln des Taschenmessers reichen bis in die Steinzeit zurück. Unsere Vorfahren fertigten scharfkantige Steinwerkzeuge, die als frühe Vorläufer des Messers gelten können. Diese Werkzeuge waren zwar noch nicht klappbar, zeigten aber bereits die grundlegende Idee eines tragbaren Schneidewerkzeugs.
Mit der Entdeckung der Metallverarbeitung in der Bronzezeit wurden die ersten Messer mit Metallklingen hergestellt. Diese waren robuster und schärfer als ihre steinernen Vorgänger, aber immer noch nicht klappbar. Die Idee, eine Klinge zum Schutz und zur besseren Tragbarkeit in einen Griff einzuklappen, sollte erst später entstehen.
Erste Klappmesser in der Antike
Römische Faltmesser
Die Römer gelten als Wegbereiter in der Entwicklung des Klappmessers. Archäologische Funde belegen, dass sie bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. Messer mit einklappbaren Klingen besaßen. Diese frühen Faltmesser waren oft kunstvoll verziert und dienten nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Statussymbol.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist das römische Multifunktionswerkzeug aus dem 3. Jahrhundert, das in Südengland gefunden wurde. Dieses Gerät verfügte über mehrere einklappbare Utensilien, darunter ein Messer, ein Löffel und sogar ein Zahnstocher - eine erstaunliche Vorwegnahme moderner Taschenmesser.
Keltische und germanische Exemplare
Auch bei den Kelten und Germanen finden sich Hinweise auf frühe Formen von Klappmessern. Diese waren oft robuster gestaltet und dienten vorwiegend praktischen Zwecken. Keltische Handwerker fertigten Messer mit kunstvoll verzierten Griffen, die häufig Motive aus ihrer Mythologie zeigten.
Germanische Stämme nutzten ähnliche Messer, die oft als persönliche Gegenstände mit ins Grab gegeben wurden. Dies unterstreicht die kulturelle und persönliche Bedeutung, die diese frühen Taschenmesser bereits hatten.
Das Mittelalter: Aufstieg des Taschenmessers
Entwicklung der Schmiedekunst
Im Mittelalter erlebte die Schmiedekunst einen bedeutenden Aufschwung, was sich auch auf die Herstellung von Taschenmessern auswirkte. Die Verfeinerung der Metallbearbeitung ermöglichte die Produktion von schärferen, haltbareren Klingen und komplexeren Klappmechanismen.
Besonders in den aufstrebenden Städten entstanden spezialisierte Werkstätten, die sich auf die Herstellung hochwertiger Messer konzentrierten. Die Zunft der Messerschmiede gewann an Bedeutung und entwickelte eigene Qualitätsstandards und Fertigungstechniken.
Taschenmesser im Alltag von Handwerkern und Bauern
Für Handwerker und Bauern wurde das Taschenmesser im Mittelalter zu einem unverzichtbaren Werkzeug. Es diente nicht nur zum Schneiden, sondern auch zum Schnitzen, Schälen und für viele andere alltägliche Aufgaben. Die Vielseitigkeit und Portabilität machten es besonders wertvoll.
Interessanterweise entwickelten sich regional unterschiedliche Formen und Stile von Taschenmessern, die den spezifischen Bedürfnissen und Traditionen der jeweiligen Gegend angepasst waren. So entstanden beispielsweise robuste Bauernmesser in ländlichen Gebieten, während in Städten oft filigranere Ausführungen bevorzugt wurden.
Luxusmesser für den Adel
Während das Taschenmesser für den einfachen Mann ein praktisches Werkzeug war, entwickelte es sich in adligen Kreisen zu einem Luxusgegenstand und Statussymbol. Hochwertige Materialien wie Elfenbein, Edelmetalle und Edelsteine wurden für die Griffe verwendet, und die Klingen wurden oft kunstvoll verziert.
Diese exklusiven Taschenmesser waren nicht selten Teil der persönlichen Ausstattung eines Edelmannes und wurden bei Tisch oder auf der Jagd zur Schau gestellt. Manche dieser Prunkstücke haben sich bis heute erhalten und geben einen Einblick in die Handwerkskunst und den Luxus vergangener Zeiten.
Die Entwicklung des Taschenmessers im Mittelalter legte den Grundstein für viele Innovationen, die in den folgenden Jahrhunderten noch folgen sollten. Von einfachen Werkzeugen zu Luxusgegenständen - das Taschenmesser hatte sich bereits als vielseitiger und bedeutsamer Gegenstand in der mittelalterlichen Gesellschaft etabliert.
Renaissance und frühe Neuzeit: Das Taschenmesser erobert Europa
Mit Beginn der Renaissance verbreitete sich das Taschenmesser in Europa. Die wachsende Mobilität und der aufblühende Handel trugen dazu bei, dass dieses praktische Werkzeug in allen Gesellschaftsschichten Einzug hielt. Vom Handwerker bis zum Kaufmann – das Taschenmesser wurde zum ständigen Begleiter im Alltag.
Technische Innovationen verändern das Taschenmesser
Die Renaissance brachte nicht nur kulturelle Blüte, sondern auch technische Neuerungen. Dies spiegelte sich in der Entwicklung des Taschenmessers wider. Messerschmiede arbeiteten an Verbesserungen, die das Taschenmesser noch nützlicher und sicherer machten.
Verbesserte Klappmechanismen
Eine wichtige Innovation war die Weiterentwicklung der Klappmechanismen. Die Messermacher erprobten verschiedene Federsysteme für ein sicheres Öffnen und Schließen der Klinge. Besonders verbreitet wurde der Slipjoint-Mechanismus, bei dem eine Feder die Klinge in geöffneter und geschlossener Position hält, ohne sie zu verriegeln. Diese Technik ermöglichte die Bedienung mit einer Hand – ein Vorteil im täglichen Gebrauch.
Neue Stahlsorten für Klingen
Parallel zur Mechanik machte die Metallurgie Fortschritte. Neue Stahllegierungen führten zu Klingen, die schärfer, härter und flexibler waren als zuvor. Besonders gefragt waren Klingen aus Damaszenerstahl, der nicht nur hervorragende Schneideeigenschaften besaß, sondern auch durch seine charakteristische Maserung auffiel.
Diese technischen Fortschritte machten Taschenmesser vielseitiger einsetzbar und langlebiger. Sie dienten nun nicht nur zum Schneiden, sondern auch für feinere Arbeiten.
Das Taschenmesser als persönlicher Gegenstand
Mit steigender Verfügbarkeit und Qualität entwickelte sich das Taschenmesser vom reinen Gebrauchsgegenstand zum persönlichen Accessoire. Wohlhabende Bürger ließen ihre Messer mit Gravuren und edlen Materialien wie Perlmutt oder Elfenbein verzieren. Diese Stücke waren nicht nur Werkzeug, sondern auch Ausdruck des persönlichen Geschmacks.
Auch für die breite Bevölkerung wurde das Taschenmesser zu einem geschätzten Besitz. Es begleitete seinen Besitzer oft ein Leben lang und wurde häufig von Generation zu Generation weitergegeben. Die persönliche Bindung zu diesem Alltagsgegenstand zeigt sich in zahlreichen Überlieferungen und Volksbräuchen.
Die Industrielle Revolution: Taschenmesser für alle
Mit Beginn der Industriellen Revolution im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert erlebte die Produktion von Taschenmessern einen Umbruch. Die Mechanisierung der Herstellung führte zu einer hohen Verfügbarkeit dieser nützlichen Werkzeuge.
Mechanisierung der Herstellung
Die Einführung von Dampfmaschinen und später elektrischen Motoren veränderte die Messerschmieden. Wo zuvor jedes Messer in Handarbeit gefertigt wurde, konnten nun Maschinen Teile in großer Stückzahl und mit hoher Präzision herstellen. Dies steigerte die Produktivität und senkte die Herstellungskosten.
In Städten wie Sheffield in England oder Solingen in Deutschland entstanden Zentren der Messerproduktion. Hier konzentrierte sich das Fachwissen, und es bildeten sich spezialisierte Zulieferbetriebe, die einzelne Komponenten wie Klingen, Federn oder Griffschalen herstellten.
Entstehung bekannter Messerschmieden
In dieser Zeit des industriellen Aufschwungs gründeten sich viele der noch heute bekannten Messermanufakturen. Unternehmen wie Victorinox in der Schweiz oder Opinel in Frankreich legten den Grundstein für ihren späteren Ruf. Diese Firmen verbanden traditionelles Handwerk mit industrieller Fertigung und boten so Taschenmesser von hoher Qualität zu erschwinglichen Preisen an.
Standardisierung und Patente
Mit der Massenproduktion ging auch eine zunehmende Standardisierung einher. Bestimmte Messerformen und -größen setzten sich durch und wurden zu Klassikern. Gleichzeitig schützten Hersteller ihre Innovationen durch Patente. Dies führte zu einem Wettbewerb um neue Funktionen und Mechanismen, von denen viele noch heute in modernen Taschenmessern zu finden sind.
Das 19. Jahrhundert: Zeit der Innovationen
Das 19. Jahrhundert war eine bedeutende Epoche für das Taschenmesser. In dieser Zeit entstanden einige der bekanntesten Designs, die bis heute unsere Vorstellung von einem Taschenmesser prägen.
Entstehung des Schweizer Armeemessers
Eine wichtige Innovation dieser Zeit war die Entwicklung des Schweizer Armeemessers. Im Jahr 1891 erhielt Karl Elsener den Auftrag, ein Mehrzweckmesser für die Schweizer Armee zu entwerfen. Das Ergebnis war ein kompaktes Werkzeug, das neben einer Klinge auch einen Dosenöffner, einen Schraubendreher und einen Korkenzieher enthielt. Dieses Konzept erwies sich als erfolgreich und wurde bald auch in zivilen Versionen produziert. Es legte den Grundstein für die heutigen Multifunktionsmesser.
Multifunktionale Taschenmesser
Inspiriert vom Erfolg des Schweizer Armeemessers begannen Hersteller in ganz Europa, mit verschiedenen Zusatzfunktionen zu experimentieren. Neben den klassischen Werkzeugen fanden sich bald auch ungewöhnlichere Utensilien wie Scheren, Pinzetten oder kleine Sägen in Taschenmessern. Diese Vielseitigkeit machte das Taschenmesser zum wichtigen Begleiter für Handwerker, Reisende und Abenteurer.
Taschenmesser in verschiedenen Berufsgruppen
Mit der zunehmenden Spezialisierung in der Arbeitswelt entstanden auch berufsspezifische Taschenmesser. Seeleute bevorzugten Modelle mit Marlspieker zum Spleißen von Tauen, während Winzer Messer mit speziellen Klingen zum Beschneiden von Reben schätzten. Für Ärzte und Apotheker gab es sogar Taschenmesser mit eingebauten Skalpellen und Spateln.
Diese Entwicklung zeigt, wie sich das Taschenmesser im Laufe des 19. Jahrhunderts von einem einfachen Schneidwerkzeug zu einem vielseitigen Instrument entwickelte, das in vielen Lebensbereichen Anwendung fand. Es wurde zum Symbol für Praktikabilität und Erfindungsreichtum – Eigenschaften, die bis heute mit dem Taschenmesser verbunden werden.
Das 20. Jahrhundert: Modernisierung und Vielfalt des Taschenmessers
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte das Taschenmesser eine bemerkenswerte Wandlung. Die technischen Fortschritte und gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Epoche spiegelten sich in der Entwicklung dieses alltäglichen Gegenstands wider.
Einfluss der Weltkriege auf das Design
Die beiden Weltkriege prägten die Gestaltung von Taschenmessern maßgeblich. Während des Ersten Weltkriegs entstanden robuste, multifunktionale Messer für Soldaten, die den harten Bedingungen des Schützengrabens standhalten mussten. Das Schweizer Armeemesser erfuhr in dieser Zeit wichtige Weiterentwicklungen.
Der Zweite Weltkrieg brachte weitere Neuerungen hervor. Spezielle Taschenmesser für Piloten und Fallschirmjäger entstanden, die zusätzliche Werkzeuge wie Drahtschneider oder Kompass enthielten. Nach dem Krieg fanden viele dieser militärischen Entwicklungen Eingang in zivile Modelle.
Neue Materialien für Griffe und Klingen
Die Materialforschung des 20. Jahrhunderts eröffnete neue Möglichkeiten für die Herstellung von Taschenmessern. Traditionelle Werkstoffe wie Horn oder Holz wurden zunehmend durch moderne Kunststoffe ergänzt. Diese boten nicht nur eine größere Farbvielfalt, sondern auch verbesserte Eigenschaften hinsichtlich Haltbarkeit und Griffigkeit.
Bei den Klingen setzte sich der Einsatz von rostfreiem Stahl durch. Dieser bot gegenüber den zuvor verwendeten Kohlenstoffstählen den Vorteil der Korrosionsbeständigkeit, was die Pflege der Messer erheblich erleichterte. Zudem wurden spezielle Legierungen entwickelt, die eine optimale Balance zwischen Schnitthaltigkeit und Flexibilität ermöglichten.
Elektrische und batteriebetriebene Zusatzfunktionen
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hielt die Elektronik Einzug in die Welt der Taschenmesser. Kleine Taschenlampen, digitale Uhren oder sogar Taschenrechner wurden in einige Modelle integriert. Diese Entwicklung stieß zwar bei Puristen auf Skepsis, fand aber durchaus ihre Liebhaber.
Bemerkenswert waren Taschenmesser mit eingebauten Alarmfunktionen oder solche, die als rudimentäre Mobiltelefone dienten. Auch wenn sich viele dieser Experimente nicht dauerhaft durchsetzten, zeigten sie doch das Bestreben der Hersteller, das Taschenmesser an die Bedürfnisse des modernen Lebens anzupassen.
Taschenmesser in verschiedenen Kulturen
Das Taschenmesser ist keineswegs eine rein europäische Erfindung. In verschiedenen Kulturen weltweit entwickelten sich eigenständige Traditionen, die zu einer beeindruckenden Vielfalt an Formen und Funktionen führten.
Europäische Traditionen
In Europa bildeten sich regionale Besonderheiten heraus. Französische Laguiole-Messer mit ihrer charakteristischen Biene als Verzierung oder die spanischen Navaja-Messer mit ihrer markanten Klinge sind Beispiele für diese kulturelle Vielfalt. In Deutschland erlangte das Solingen-Messer einen hervorragenden Ruf für seine Qualität.
Das Schweizer Armeemesser entwickelte sich zu einem regelrechten Kultgegenstand und wurde zum Sinnbild für Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit. Seine rote Farbe und das Schweizer Kreuz machten es zu einem weltweit erkennbaren Symbol.
Asiatische Varianten
In Asien entstanden ganz eigene Formen des Taschenmessers. In Japan entwickelte sich das Higonokami, ein einfaches Klappmesser mit einer sehr scharfen Klinge, das ursprünglich von Samurai getragen wurde. In China waren traditionelle Faltmesser oft kunstvoll verziert und dienten nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Statussymbol.
Erwähnenswert ist auch das koreanische Jangmi, ein Taschenmesser, das oft als Hochzeitsgeschenk überreicht wurde und mit seiner aufwendigen Gestaltung mehr Schmuckstück als Alltagsgegenstand war.
Amerikanische Innovationen
In den Vereinigten Staaten entwickelte sich eine eigene Taschenmesserkultur, die stark von der Frontier-Mentalität geprägt war. Robuste Arbeitsmesser wie das Barlow-Messer wurden zu Ikonen des amerikanischen Westens. Die Erfindung des Einhandmessers durch die Firma Buck Knives in den 1960er Jahren revolutionierte die Bedienung von Klappmessern.
Amerikanische Hersteller waren auch Vorreiter bei der Entwicklung von taktischen Taschenmessern, die ursprünglich für militärische und polizeiliche Zwecke konzipiert wurden, aber auch bei Zivilisten großen Anklang fanden.
Technische Aspekte moderner Taschenmesser
Die heutigen Taschenmesser sind das Ergebnis jahrhundertelanger Entwicklung und technischer Innovationen. Sie vereinen traditionelles Handwerk mit modernster Materialwissenschaft und Fertigungstechnik.
Klingenstähle und ihre Eigenschaften
Die Wahl des richtigen Stahls ist entscheidend für die Qualität eines Taschenmessers. Moderne Klingenstähle lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: rostfreie und nicht rostfreie Stähle. Rostfreie Stähle wie 440C oder VG-10 bieten gute Korrosionsbeständigkeit, während nicht rostfreie Stähle wie 1095 oder D2 oft eine bessere Schnitthaltigkeit aufweisen.
Pulvermetallurgisch hergestellte Stähle wie S30V oder M390 vereinen hohe Verschleißfestigkeit mit guter Korrosionsbeständigkeit und stellen die Spitze der Entwicklung dar. Die Wahl des Stahls hängt letztlich vom Einsatzzweck des Messers und den Präferenzen des Benutzers ab.
Fortschrittliche Öffnungs- und Verriegelungsmechanismen
Die Art, wie sich ein Taschenmesser öffnen und schließen lässt, hat sich im Laufe der Zeit stark weiterentwickelt. Neben klassischen Nagelkerben finden sich heute Daumenlöcher oder -noppen, die ein schnelles Öffnen mit einer Hand ermöglichen. Besonders innovativ sind Systeme wie der 'Flipper', bei dem ein kleiner Hebel am Klingenrücken zum Öffnen dient.
Bei den Verriegelungsmechanismen hat sich eine Vielzahl von Systemen etabliert. Der klassische Slipjoint, bei dem die Klinge nur durch Federdruck gehalten wird, findet sich noch immer bei traditionellen Messern. Moderne Konstruktionen wie der Liner Lock, Frame Lock oder Axis Lock bieten hingegen eine sehr sichere Fixierung der geöffneten Klinge.
Ergonomie und Griffdesign
Das Griffdesign moderner Taschenmesser basiert auf umfangreichen ergonomischen Studien. Ziel ist es, einen sicheren und komfortablen Griff zu gewährleisten, der auch bei längerer Benutzung nicht ermüdet. Dazu werden oft strukturierte Oberflächen oder Griffmulden eingesetzt.
Bei der Materialwahl für die Griffe kommen neben traditionellen Stoffen wie Holz oder Horn zunehmend High-Tech-Werkstoffe zum Einsatz. Glasfaserverstärkte Kunststoffe wie G10 oder Kohlefaser bieten ein optimales Verhältnis von Gewicht zu Stabilität. Titangriffe vereinen geringes Gewicht mit hoher Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit.
Die Entwicklung des Taschenmessers im 20. Jahrhundert und darüber hinaus zeigt, wie sich ein scheinbar einfacher Gegenstand an die sich wandelnden Bedürfnisse und technischen Möglichkeiten anpassen kann. Von den Schützengräben des Ersten Weltkriegs bis zu den High-Tech-Materialien unserer Zeit - das Taschenmesser bleibt ein faszinierender Begleiter des Menschen.
Das Taschenmesser heute: Ein vielseitiger Begleiter
In der Gegenwart hat das Taschenmesser seine Bedeutung bewahrt. Die Bandbreite der Modelle und Funktionen ist beachtlich. Von schlichten Klappmessern bis zu komplexen Multifunktionswerkzeugen gibt es für jeden Bedarf das geeignete Taschenmesser.
Spezielle Taschenmesser für besondere Einsatzzwecke
Beachtenswert ist die Entwicklung von Taschenmessern für spezifische Anwendungsbereiche. Zwei Beispiele sind besonders erwähnenswert:
Outdoor und Survival
Für Naturliebhaber gibt es Taschenmesser, die kompakte Überlebensausrüstungen darstellen. Diese Messer beinhalten oft zusätzliche Werkzeuge wie Feuerstarter, Signalpfeife oder kleine Angelhaken. Die Klingen bestehen meist aus besonders widerstandsfähigen Stählen, um den Anforderungen in der Natur gerecht zu werden.
Taschenmesser für Sammler
Am anderen Ende des Spektrums finden sich sorgfältig gefertigte Sammlerstücke. Diese Messer zeichnen sich durch erlesene Materialien, detaillierte Verzierungen und oft limitierte Auflagen aus. Einige dieser Stücke sind beeindruckende Kunstwerke, die die Tradition des Messerschmiedehandwerks fortführen.
Das Taschenmesser als Kulturgut
Trotz technischer Neuerungen hat das Taschenmesser seine Stellung als kulturelles Symbol bewahrt. In vielen Regionen, insbesondere im Alpenraum, ist es weiterhin Teil der Tracht und wird oft vererbt. Auch in der zeitgenössischen Popkultur taucht das Taschenmesser regelmäßig auf, sei es in Filmen, Büchern oder Liedern.
Pflege und Wartung: Grundlage für eine lange Lebensdauer
Für eine dauerhafte Nutzung eines Taschenmessers ist eine angemessene Pflege unerlässlich. Hier einige wichtige Aspekte:
Reinigung und Aufbewahrung
Nach der Verwendung sollte das Messer gründlich gesäubert werden. Besonders wichtig ist die Reinigung aller beweglichen Teile von Schmutz und Feuchtigkeit. Eine trockene Lagerung ist ebenfalls wichtig, um Korrosion zu verhindern.
Schärfen und Instandhaltung
Eine scharfe Klinge ist effektiv und sicher im Gebrauch. Regelmäßiges Schärfen mit geeigneten Werkzeugen erhält die Schneidleistung. Auch die Mechanik des Messers sollte gelegentlich geölt werden, um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten.
Ein beständiger Begleiter mit Zukunft
Die Entwicklung des Taschenmessers reicht von frühen Steinwerkzeugen bis zu modernen Multifunktionswerkzeugen. Trotz technologischer Fortschritte hat das Taschenmesser seine Relevanz behalten. Es verkörpert weiterhin Praktikabilität, Handwerkskunst und Tradition.
Mit Blick auf die Zukunft lässt sich vermuten, dass die Entwicklung des Taschenmessers fortschreitet. Neue Werkstoffe, innovative Mechanismen und die Integration moderner Technologien werden das Taschenmesser weiterentwickeln. Dennoch wird es voraussichtlich seine Kernfunktion beibehalten: ein vielseitiges, zuverlässiges Werkzeug zu sein, das uns im Alltag und in besonderen Situationen unterstützt.
So bleibt das Taschenmesser ein interessantes Stück Kulturgeschichte, das uns auch künftig begleiten wird - als praktischer Helfer, als Sammlerstück und als Ausdruck von Handwerkskunst und Ingenieursgeist.